Reisebericht Bachforellen an der Kharlovka auf der Kola Halbinsel, Juli 2021
Um gleich eine Sache vorwegzunehmen: Wir waren in diesem Jahr die wohl glücklichsten Fliegenfischer auf der ganzen Welt.
Während der ganzen Zeit der Vorbereitung auf unseren Trip auf die Kola-Halbinsel erlebten wir ein Wechselbad der Gefühle. Auf der eine Seite die riesige Vorfreude, auf der anderen Seite die Unsicherheit, ob wir denn das Abenteuer dank COVID19 überhaupt antreten können. Rund 4 Wochen vor dem Reiseantritt kam von der Deutschen Bundesregierung plötzlich eine Meldung, dass sich alle Rückreisenden aus Russland in Quarantäne begeben müssen. Aus diesem Grund schieden leider unsere beiden Deutschen Mitfischer aus und es blieben noch wir vier Schweizer übrig. Glücklicherweise blieb die Ampel für unser Vorhaben auf grün und so konnten wir schlussendlich unseren Trip, wenn auch mit etwas mulmigen Gefühlen, starten.
Während des spektakulären MI8 Helikopterfluges über die russische Tundra wurde der Himmel immer dunkler und es sah aus als würden wir direkt auf eine schwarze Wand zufliegen. Tatsächlich öffnete bei der Landung der Himmel seine Schleusen. Nach dem Entladen des Helikopters waren wir bereits völlig durchnässt und mussten so, bei immer noch starkem Regen und heftigem Wind, unsere Zelte irgendwie aufstellen. In der Theorie eine einfache Sache, in der Praxis aber bei Wind und Wetter eine ziemliche Herausforderung. Es schien als wollte uns die russische Wildnis nicht einfach so in ihr Reich lassen.
Nachdem wir es geschafft haben unser Camp aufzustellen und wir uns in unsere wasserdichten Fischerklamotten geworfen haben, klarte das Wetter auf und kurz darauf begrüsste uns die Sonne mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen.
Beim zweiten Wurf konnte Robin im Homepool den ersten Fisch des Trips haken und ihn vor versammelter Gemeinde gekonnt drillen. Die Freude, dass wir es tatsächlich an den Ort unserer Träume geschafft haben, war unendlich gross und wir freuten uns gemeinsam über den ersten Fisch des Trips.
Nach diesem gelungenen Start gab es für die ganze Gruppe kein Halten mehr, und so konnten wir am ersten Tag bereits 8 Fische landen. Einige gingen verloren, was daran lag, dass wir uns zuerst an die Grösse und Kampfkraft dieser Fische gewöhnen mussten.
Im Verlaufe der ersten Tage konnte jeder von uns ein paar tolle Fische fangen, und die PB’s wurden von Tag zu Tag in immer neue Dimensionen gehoben. Das Wetter spielte einigermassen mit. Sonne, Wolken und zwischendurch ein kurzer Regen wechselten sich in regelmässigen Abständen ab. Temperatur um die 15 – 20 Grad und die Wassertemperatur war 14Grad. Wir fischten vorallem mit grossen Fliegen wie der Goddard Caddis oder der Chernobyl Ant in Dead Drift oder Dead Drift mit leichten Zupfern. Manchmal konnten wir aber die Fische aber auch mit Skatern an die Oberfläche locken, indem wir die Fliege über die Oberfläche schlittern liessen und so eine übers Wasser rennende Caddis imitierten. William versuchte sein Glück zwischendurch mit einer grossen articulated mouse fly und konnte so tatsächlich zwei Fische von über 4kg überlisten.
Nach diesem unglaublichen Start verschlechterte sich das Wetter innerhalb von ein paar Stunden. Ein Temperatursturz von 10 Grad, ein Rückgang der Wassertemperatur auf 11 Grad, durchgehender Regen und starker Wind raubten nicht nur uns Fischern, sondern auch den Fischen viel Energie. Zwar bekamen wir noch vereinzelt Takes, die Fische verfehlten unsere Fliegen aber des Öfteren. So mussten wir während drei Tagen um jeden Fisch kämpfen und die rauen Tundrabedingungen nagten arg an uns.
Am letzten Morgen beim Frühstück waren die Bedingungen noch immer nicht besser. Trotzdem entschieden sich Robin, William und ich unser Glück noch einmal zu probieren. Während des Marsches an den unteren Teil des Beats legte sich der Regen und der Wind beruhigte sich etwas. Diese Wetterbesserung schlug sich dann tatsächlich sofort auf die Beissfreude der Brownies aus und so konnten wir in 5 Stunden nochmals 9 Fische landen. Zum krönenden Abschluss versuchte Robin sein Glück noch mit einem Streamer, und nach einigen Würfen konnte er den grössten Fisch des Trips landen. Eine gigantische Forelle von 5kg!!
Was für ein Abschluss einer sowieso schon mehr als erfolgreichen Woche. Insgesamt fingen wir 86 Forellen, 9 über 4kg und eine von 5kg und einem Gewichtsdurchschnitt von sagenhaften 2.85kg. Diese Zahlen sprechen für sich und unterstreichen damit die Qualität dieses Flusses und das Fischereisystems vom ASR! Ich wage ohne Zweifel zu behaupten dass die Northern Rivers die beste Fischerei auf grosse, wilde Bachforellen auf der ganzen Welt zu bieten haben. Und all das vorwiegend mit Trockenfliegen. Einmalig!
Ich möchte mich im Namen der ganzen Gruppe bei Carsten Dogs von pukka destinations bedanken. Er hat für uns das fast Unmögliche möglich gemacht!!! Vielen Dank!
Benjamin Weger – Groupleader