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Reisebericht Iceland Grand Slam August 2024


Island – GRand Slam Reise 2024

Unser erstes Ziel war die Litláa im Nordosten. Die Fischerei verteilt sich hier auf zwei Ruten am Quellsee Skjalftavatn und 5 Ruten am Fluss bis zu seiner Mündung ins Meer (Luftlinie 8km, in echt deutlich über 10km). Wir hatten in diesem Jahr alle Ruten für 6 Tage exklusiv für uns.

Schon am ersten Tag erlebten Marcel und Marc denkwürdige Stunden am See. Sie erwischten ein optimales Wetterfenster und konnte beide große raubende Forellen bis über 65cm rund um die kalten Quellen mit dem Streamer fangen. Auch am Fluss gab es rege Aktivität: Steigende Fische und so konnte ich auf die Superpuppan einen schönen Fisch, der „Head and Tail“ gebuckelt hatte, anfischen und landen. Zum Tagesausklang wechselten wir an den Homepool und dort war ein erster kapitaler Fisch mit der Nymphe zu überlisten. Wenig später reagierte Peter am Schwemmkegel in diesem Pool unterhalb des großen Seeausflusses auf einen steigenden Fisch in seinem Rücken mit einer überzeugenden Trockenfliegenpräsentation und konnte den schönen Bachforellenrogner sicher landen. Ein vielversprechender Tag ging mit einem leckeren Essen an der großen Tafel in der Lodge zu Ende.

Leider brachte der nächste Morgen dann den für uns im weiteren Verlauf prägenden Wetterumschwung mit Kälte, Niederschlägen und heftigen Winden. Steigende Fische waren deswegen im Verlauf nicht mehr auszumachen. Am See standen die Saiblinge zuverlässig und wetterunabhängig in den bekannten Löchern aber die Forellen blieben inaktiv. Wir fischten zwar unermüdlich in hoher Dünung und gegen eine steife Brise, aber aus unklaren Gründen war unter diesen Wetterbedingungen am See kein Blumentopf zu holen.

Es hieß also die Taktik zu wechseln und die vielen Flusskilometer intensiver zu erkunden. Wir suchten bewusst die tieferen Pools und Rinnen, die dann systematisch mit dem Streamer befischt wurden. Erfolgreich waren Zonkermuster, wie in den Jahren zuvor, aber auch ganz spärlich gebundene Fischchen Imitate aus Bucktail. Der Wind und die Kälte machten mehr uns zu schaffen, als dass sie die Aktivität der Fische beeinträchtigt hätten und so konnten wir uns immer wieder am bläulichen Schimmern auf den Kiemendeckeln dieser wunderschönen Forellen sattsehen. Das wilde Wetter brachte zudem bei den Ausflügen ins breite Mündungsdelta auch unvergessliche Stimmungen und Lichterspiele.

Marc hat es in den letzten Jahren geschafft uns die sonst etwas bissige Gastgeberin mit Schweizer Schokolade gewogen zu machen, wodurch der Aufenthalt in den heimeligen Räumen nochmals mit der einen oder anderen Aufmerksamkeit noch attraktiver wird. Ganz am Rande hier nochmals die offizielle Warnung: auch die harten äußeren Bedingungen mit dem Kampf gegen die Elemente haben es wieder nicht verhindern können, dass Marc sein Ziel erreicht hat uns alle mit seiner wunderbaren Küche (und den doppelten Nachtischportionen für Naschkatzen wie mich) gewichtsmäßig zulegen zu lassen 😉, danke Dir dafür.

 

Der Homepool der Litláa in Sichtweite der Lodge ist in der atemberaubenden isländischen Naturlandschaft zugegebenermaßen der am wenigstens attraktivste Platz am ganzen Flusslauf. Trotzdem fasziniert mich dieser Hotspot, weil hier im Seeauslauf tatsächlich immer mächtige Fische zu finden sind. Zudem hatte ich hier noch ein vergangenes Trauma zu bewältigen, denn an meinem Geburtstag vor zwei Jahren sprengte mir ein wild springender Fisch das optimistisch gewählte 0,25 Vorfach und ließ mich vollgepumpt mit Adrenalin aber mit schlaffer Leine ziemlich blöd im damals ebenfalls garstigen Regenwetter stehen. Und so zieht es mich immer wieder auf den Damm an diese Stelle, um die tiefen Rückwasser vor und nach dem mächtigen Ausflussrohr abzuklopfen (jetzt mit 0,33 Tippet). Und tatsächlich auch im Jahr 2024 konnte ich eine feiste Forelle zur Attacke auf mein Stichlingsimitat reizen und diesmal auch erfolgreich landen. Das Foto unten verdanke ich meinem Freund Marc, der sich auf meinen Anruf hin, ohne zu zögern in eine Jacke geschmissen hat und 500m in rekordverdächtigem Spurt zur Hilfe geeilt ist.

Fischerkönig an der Litláa wurde allerdings unangefochten Marcel. Marcel bringt nicht nur Erfahrungen von vielen Gewässern dieser Welt mit, sondern besticht vor allem mit riesigem anglerischen IQ gepaart mit einem ausgeprägten Jagd-Instinkt und konsequenter Einsatzbereitschaft. Er hat unter allen Umständen und an jedem Fischtag gefangen und dabei unter anderem mal eben einen „Iceland Super Grand Slam“ mit Bachforelle, Meerforelle, Saibling und getoppt mit einem Lachs aufgestellt.

Mancher Teilnehmer unserer Gruppe war weniger erfolgreich und haderte mit den Bedingungen. Es ist daher wirklich wichtig mit realistischen Erwartungen in einen solchen Trip zu starten.

Island ist kein Schönwetterziel. Man kann Glück haben und milde, sonnige, windstille Tage erleben, wie es die letzten Sommer im Rahmen des Klimawandels immer wieder geboten haben. Ein typisch isländischer Sommer, wie in diesem Jahr, ist allerdings von Wind, Regen und vergleichsweise kühlen Temperaturen geprägt. Das Gute ist, die ganz miesen Wetterlagen sind nur von begrenzter Dauer, denn die Lage nah dem Ozean läßt Wetterwechsel im Zeitraffer ablaufen. Gleichzeitig ergeben sich dadurch einzigartige Stimmungen und zumindest in meinem Kopf nachhaltige Eindrücke. Solche Erlebnisse unterscheiden uns als passionierte Fliegenfischer von den „Normalos“, die unter solchen Umständen doch niemals einen Fuß vor die Tür setzen würden.

Die Fische an den Großfisch-Gewässern in Island müssen erarbeitet werden. Das heißt es gilt die Taktik den wechselnden Gegebenheiten anzupassen und auf der Suche nach aktiven Fischen das Gewässer zu erlaufen. Die Litláa bietet einen gesunden Fischbestand, aber nur an wenigen Tagen fließt Ring in Ring an der Oberfläche. Mit der notwendigen Ausdauer besteht jederzeit die Möglichkeit einen überdurchschnittlich großen (60cm +) und vor allem wilden Fisch in prächtiger Kondition zu fangen. Übrigens: Schlechtes Wetter sind die Forellen Islands gewohnt und fressen tun sie auch unter diesen Bedingungen. Die größten Fische unserer Woche lagen sogar über der 70cm Marke.

Marc und ich werden sicher an diesen Traumfluss und seinen kalten Quellsee zurückkehren. Übrigens nicht zuletzt auch deswegen, weil nun Marc noch eine Rechnung zu begleichen hat, nachdem er am letzten Tag einen Riesenfisch im unteren Flussabschnitt verloren hat.

 

Aber unser 2024 Trip hatte noch einige Höhepunkte für uns zu bieten. Denn nach den erfolgreichen Tagen an der Litláa machten wir die Inselumrundung fast komplett, indem wir die Ringstraße entlang der östlichen Küste in den Süden fuhren. Unser Ziel war trotz des frühen Zeitpunktes in der Saison einen Versuch auf die großen Meerforellen des Vatnamot zu wagen. An diesem Spot vereinigen sich mehrere kleinere klare Flüsse aus dem Inland mit einem mächtigen, immer trüben Gletscherfluss und bilden zusammen ein breites Delta aus schwarzen Kies- und Sandbänken, zwischen denen sich das Wasser seinen Weg ins Meer sucht. Das Gebiet liegt abseits der touristischen Pfade und ist in seiner vulkanischen Kargheit atemberaubend schön. Auf dem flachen Terrain ist man aber auch den Wetterbedingungen weitgehend ohne Deckung ausgesetzt und die herausfordernden Bedingungen des Nordens fanden leider auch im Süden ihre Fortsetzung. So war uns durchaus bange zumute, als wir in unserer zweiten Lodge eintrafen und schon kurz später mit Maros zusammensaßen, der uns als ortskundiger Guide in die örtlichen Verhältnisse einweisen sollte. Unsere Laune stieg dann allerdings schlagartig, nachdem sich herauskristallisierte, dass die hohen Wasserstände des Gletscherflusses gerade zu unseren Gunsten die bereits in guter Stückzahl ins System eingestiegenen Meerforellen in die Randbereiche des Deltas mit dem klaren Wasser der kleineren Zuflüsse drückte. So waren wir denn in Windeseile aufgetackelt und voller Erwartung am Wasser. Maros wies uns zunächst in eine Stelle ein, an welcher eine tiefe Rinne und gleichzeitig die Mischungszone zwischen trüben und klarem Süsswasser direkt vor dem abbrechenden Steilufer zu finden waren. Und von wegen „Meerforelle – Fisch der tausend Würfe“, schon nach wenigen Würfen bewahrheitete sich die Ansage des Guides mit einem knackigen Take am Ende des Swing und meiner ersten Meerforelle überhaupt, und das gleich in stattlicher Größe.

Es sollte an diesem Spätsession nicht der letzte Fisch gewesen sein, obwohl wir die Streamer wenig im Wasser hatten, um unter Maros Führung auch weitere Stellen erkunden zu können. Auch Marc landete dabei einen kapitalen Fisch und so war die erste Nacht mit süßen Träumen gesegnet. In den folgenden Tagen zeigte sich, dass die Fische noch nicht in die kleinen Laichgewässer aufgestiegen waren, sondern in großen Stückzahlen und dicht an dicht in den tiefen Rinnen des Vatnamot standen. Fand man einen solchen Holdingplatz, so waren in der Regel mehrere Fische zu fangen, besser gesagt ans Band zu bekommen, denn dann startete ein heißer Kampf. Die Fische waren in Topkondition und lieferten wilde Drills mit langen Fluchten Richtung Meer, überraschenden Wendungen flussauf und Luftakrobatik. Leider gelang es uns am Ende nicht einen der ganz großen Traumfische über den Kescher zu bringen aber für Action war reichlich gesorgt. Wir haben letztlich Fische bis über 70 cm gefangen, wenn gleich sich die alte Weisheit bestätigen ließ: „The one that got away, is always the biggest one“. Sicher kennen Sie auch das Phänomen, dass aber genau diese Erlebnisse ins Hirn eingebrannt bleiben und die Sehnsucht am Köcheln halten an die Orte der Kämpfe zurück zu kehren.

Auch am Vatnamot war der Fangerfolg ungleich über die Gruppe verteilt. Rasch war offensichtlich, dass anstrengendes Waten im teils tückischen schwarzen Sand nötig war, um die hotspots zu finden. Das Waten war eine Herausforderung, weil es der schwarze vulkanische Untergrund schwierig macht Tiefen exakt abzuschätzen. Der nächste Schritt ist oft ein Abenteuer. Außerdem gibt es Bereiche mit feinerem Sediment, an welchem man bei jedem Schritt bis maximal knapp unter die Knie einsinkt und nur mit gesteigertem Kraftaufwand wieder in Bewegung kommt. Eingepackt in viele Zwiebelschichten aufgrund der steifen, kalten Brise ließ dies den Schweiß in Strömen laufen, wodurch es dann am nächsten holding place (für Fische und Fischer) schonmal etwas kalt werden konnte. Dennoch war es die Mühen wert, denn diese Suchstrategie war auf jeden Fall erfolgreicher als an „einfachen“ Stellen auf frische Fische zu warten. Last but not least durfte man sich vom Wind nicht den Schneid abkaufen lassen. War man am Fisch, dann waren nur kurze Präsentationen nötig und galt es einfach sich werferisch umzustellen, um nicht gegen den Sturm werfen zu müssen.

Die Zeit verging wie im Flug und schon war der Abreisetag erreicht. Wir entschieden uns nicht bis zum Anschlag zu fischen, sondern brachen mit unserem Mietwagen zeitig auf die kurze letzte Etappe Richtung Reykjavik und Keflavik auf. Auf diese Weise konnten wir nicht nur eine kleine Tour durch die zahlreichen Angelshops der Hauptstadt, sondern auch noch eine Stippvisite bei der Bäckerei unseres Vertrauens machen, um uns dort die weltbesten Zimtschnecken einzuverleiben. Ein Geheimtipp ist diese Bäckerei (nähere Angaben nur hinter vorgehaltener Hand im persönlichen Gespräch 😉) schon lange nicht mehr und das hat Vor-und Nachteile: Man muss inzwischen eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen. Aber einmal an der Reihe sind dann die Zimtschnecken dafür immer warm, da die Produktion der Nachfrage kaum hinterherkommt und sie gleich aus dem Ofen Abnehmer finden. Und übrigens, tatsächlich schmecken die süßen Teilchen auch noch nach dem Heimflug als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

 

Unsere geführte Gruppenreise nach Island 2024 war zusammenfassend ein denkwürdiges Erlebnis. Die Bilanz der Teilnehmer fällt im Nachhinein ganz unterschiedlich aus. Es war Flexibilität bezüglich der Methoden und der befischten Stellen sowie ein eisernes Durchhaltevermögen in Wind und Kälte gefragt. Jeder zukünftige Teilnehmer sollte sich dieser Bedingungen bewusst sein.

Für uns war der Trip die beste Islanderfahrung jemals und kaum noch zu toppen. Das Konzept einer hochwertigen Fischerei auf große Salmoniden in grandios-wilder Landschaft und unter der Betonung von Qualität statt von Quantität ist genau unser Ding.